…vor allem aber fehlt diesen Bildern, wiewohl sie aus tausend Schichten gewöhnlicher Acrylfarbe bestehen und also stofflich sind, jegliche greifbare Substanz. Man meint man würde in eine farbige Gaswolke eintauchen, wenn man mit einem Finger in die Farbräume vordringen würde.

…und noch etwas macht diese Bilder zu etwas Einzigartigem: Sie scheinen nicht nur absolut substanzlos, schwerelos, sie scheinem zudem in ständiger Bewegung. Von Deyles Bildern geht ein Schwingen aus, als wären es kinetische Gebilde. So transzendiert dieser Künstler alle Grenzen und Seinsbedingungen gemalter Bilder, obwohl auch er nichts anderes tut als eben zu malen, und er führt uns mit seinen Farbflächen vor, was Farbe letztlich für unsere Augen eigentlich ist: pures Licht. Damit sucht er seinesgleichen.

Rainer Zerbst, Transzendenz der Farbe 2019

Thomas Deyle

  • 1957 Geboren in München
  • 1966 – 70 Aufenthalt in Tokyo/Japan
  • 1978 – 84 Studium der Kunsterziehung an der Kunstakademie Stuttgart
  • 1979 – 82 Studium der Geschichte an der Universität Stuttgart
  • 1984 – 85 Zweitstudium Freie Malerei an der Kunstakademie Stuttgart
  • 1986 – 95 freischaffend tätig in Stuttgart
  • 1991 – 93 Lehrtätigkeit an der VHS Kirchheim/Teck
  • 1995 Umzug nach Köln
  • 1998 – 2001 Geschäftsführer der Kunsthof Köln GmbH

Farbe ist das Subjekt seiner Bilder und zugleich im wörtlichen Sinne ihr Gegenstand. Sie präsentiert sich als gleichermaßen materielle wie immaterielle Erscheinung und offenbart in dieser Dialektik ihre fundamentalen Qualitäten sowie ihre Fähigkeit zur Differenz, die alles begriffliche Vermögen überschreitet.

Sie ist in ihrer bildlichen Erscheinung rational begreifbar und doch auch ein Medium des Irrationalen. Sie ist Fläche und ebenso virtueller Raum, ist als Bildobjekt Physik und eröffnet zugleich metaphysische Aspekte des Raumes.

Lothar Romain (1944 – 2005)