Das zentrale Thema meiner Arbeit ist die Wechselwirkung von Form und Bewegung im Raum: Wie behauptet sich eine bestimmte Form/dreidimensionale Struktur gegen die Erdschwere, wie dehnt sie sich, wie krümmt sie sich und welche Schwingungen kann ich durch meine Bearbeitung „erwecken“.
Eine große technische Herausforderung besteht darin, wie ich eine bestimmte Form aus Metall herstellen, formen, wie ich sie vorspannen kann, damit sie der Schwerkraft „trotzen“ und ihre Schwingung entfalten kann. Dieser Prozess dauert lange und erfordert eine Menge Geduld. Oft muss ich für eine bestimmte Skulptur spezielle Werkzeuge entwickeln und bauen. Auch Kenntnisse über die Eigenschaften des Metalls sind wichtig, helfen mir, das zwar dehnbare aber zugleich sehr harte Material in die gewünschte Form zu bringen. Hochfeste Metalle haben ein Formgedächtnis, welches ich erst durch Überformen „löschen“ muss, damit die Skulptur formstabil wird.

Martin Willing

Martin Willing

  • 1958 geboren in Bocholt
  • 1978-1985 Studium an der Staatlichen Kunstakademie Münster bei Hans-Paul Isenrath
    Studium der Physik an der Westfälischen Wilhelms Universität Münster
  • 1978-1979 Experimente mit Schwerkraft, Magnetismus, Elektrischem Strom und Gleichgewicht
  • 1979 Raumgreifende, eigenbewegte Stäbe. Entdeckung der Schwingung
  • 1981 Förderpreis Skulpturen und Objekte, Westfälischer Kunstverein Münster
  • 1981 und 1982 Preise des Fördervereins der Kunstakademie Münster
  • 1983 Spirale und Schichtung als Bauprinzip, Konzentration der Schwingung
  • 1984 Meisterschüler bei Professor Hans-Paul Isenrath
  • 1986-1988 Referendariat am Studienseminar Neuss, Zweites Staatsexamen Kunst und Physik
  • 1988 Sich in den Raum windender Stab, erste windbewegte Außenskulptur, Kunst Überall Salzgitter
    Keilförmige und konische Materialquerschnitte, potentiell unendlich lange Skulpturkörper; die Skulptur Hügel erreicht eine Stablänge von 33 Metern
  • 1990 Aufwicklung von spiraligen Flächen zu Raumspiralen, schwingende Oberflächenkörper
  • 1991 Projektstipendium Fritz-Berg-Gedächtnis-Fonds der SIHK in Hagen zur Realisierung der Skulptur Trichter (1995–1998)
    Beginn der Computerarbeit, erste Programmierungen in Autolisp
  • ab 1992 Programme zur Erstellung von Ab- und Aufwicklungen und Schichtungen
  • 1993 Preis des Vereins für bildende Kunst Köln
    Radiale Schichtungen, Schwingung bis zum Kern der Skulptur
  • 1995 Doppelschwinger, erster Massivschnitt
  • 1998 Überlagerungen von zwei oder drei Metallschnitten
  • 1999-2000 Bau einer 7 Meter hohen windbewegten Außenskulptur aus Titan Quadratschichtung, zweiachsig, wachsend, für den Skulpturenpark Köln, optimiert mit FEM-Modalanalyse
  • ab 2001 eigene FEM-Berechnungen mit I-DEAS
  • ab 2003 Entwicklung von Waben- und Membranskulpturen, Schwingungen von geschlossenen Flächen und Bandstrukturen
  • 2003-2005 Erster Preis im Kunst–am–Bau–Wettbewerb der Fraunhofer Gesellschaft München für Gestrecktes Hyperboloid, Höhenachse zehnfach, Standort Kaiserslautern

Lebt und arbeitet in Köln.