Reiner Seliger

Meine Kunst ist von Kindheitserfahrungen der Nachkriegszeit geprägt.

Die zerstörte Welt wieder aufbauen war seinerzeit allerorts zu sehen, und die Wiederverwendung zerbrochener Materialien ein Selbstverständnis. Von Recycling oder Upcycling war noch lange nicht die Rede.

Kinderaugen sahen das Desaster der Ruinen und Schuttberge durchaus als ästhetische Gebilde. Ruinen gehörten zum alltäglichen Bild und luden zum Spielen ein. Die Vielfalt und Buntheit der verschiedenen Materialien, insbesondere der Ziegelsteine gaben Anlass zum kreativen Tun. Was die Erwachsenen zweckorientiert  betrieben, imitierten Kinder mit ihrem kreativen Spiel. …

Frank Stella

Bei den Paper Reliefs handelt es sich um eine Serie von sechs Reliefs aus Papiermasse mit Collage und Handkolorierung, die 1975 von Frank Stella fertiggestellt wurde. Für jedes Bild wurde eine spezielle Papierform aus Messinggittern und mit Messingdraht zusammengenähten Mahagonilamellen konstruiert. Die Formen wurden in eine Baumwollaufschlämmung getaucht, um ein dickes Zellstoffrelief zu bilden, das von Hand geplättet wurde, um die Kantendefinition zu verbessern. Der Zellstoff auf dem Sieb wurde sowohl im Nassstadium als auch nach dem Trocknen und Entfernen aus der Form gefärbt.
Stella arbeitete mit Kenneth Tyler und John Koller in der HMP-Papierfabrik zusammen, um einen Standard für jede Ausgabe zu entwickeln, obwohl ein Großteil der Farbgebung im Nassstadium vom Künstler bei häufigen Besuchen bei HMP vorgenommen wurde. Alle Papierreliefs wurden vom Künstler zwischen September 1974 und November 1975 in seinem New Yorker Atelier handgemalt.

Kenneth E. Tyler

Markus F. Strieder

Kompromisslose Hingabe ist die Voraussetzung für Strieders einzigartige Entwicklung, nur sie ermöglicht neue Entdeckungen. Zufälle sind deswegen keine Begebenheiten aus dem Nichts, sondern Erkenntnisse die sich offenbaren wenn ihre Zeit gekommen ist.

Anna-Maria Ehrmann-Schindlbeck, Textauszug aus dem Katalog MONAS

Peter Weber

Aus einem Stück und ohne Schnitte durch die Fläche gefertigt sind meine Arbeiten in Anlehnung an die Ganzheit entwickelt.
Papier ist für meine Faltungen grundsätzlich das erste Material und die Grundlage zur Umsetzung in andere Materialien. Auf der Suche nach weiteren Ausdrucksmöglichkeiten stieß ich auf neue Materialien wie HDPE (hoch verdichtetes Polyethylen), Stahl, Leinen, Baumwolle und im Jahr 2000 auf Filz, die komplizierte Faltungen für mich möglich machten. Die Verbindung und Kombination gleicher oder unterschiedlicher geometrischer Formen in der Fläche mit denen ich operiere, bergen eine ungeahnte Anzahl an Möglichkeiten der Faltung. Sie werden noch gesteigert durch die Wandelbarkeit der einzelnen Module (Quadrat, Dreieck usw.).
So sehe ich eine unerschöpfliche Arche an Möglichkeiten vor mir, die auch gleichzeitig eine großartige Analysefähigkeit zur konkreten Kunst bietet. Das Faltmaterial wandelt sich beim Faltprozess aus der Fläche zu einem architektonischen Gebilde, um dann wieder als Relief in die Fläche zu gleiten. Es ist der Gedanke der Ganzheit, der mich fasziniert und reizt, immer wieder an die Grenzen des Machbaren zu gehen, um komplizierte Sachverhalte der Gestaltung zu lösen.

Peter Weber, November 2024

Annette Wesseling

Annette Wesseling kooperiert in ihren Arbeiten mit der Natur, indem sie farbige Baumwolltücher mehrfach faltet und über einen Zeitraum von mehreren Monaten oder Jahren im Freien dem natürlichen Sonnenlicht und der Witterung aussetzt. Infolge der langen “Belichtungszeit“ und unberechenbarer Witterungseinflüsse verändern sich Farbintensität und Farbtöne der Baumwolltücher und es entstehen nicht vorhersehbare Farbverläufe sowie konkrete Spuren von Licht und Schatten. Es entstehen originäre (Ab-) Bilder aus dem Verstreichen und Manifestieren von Zeit.

Martin Willing

Das zentrale Thema meiner Arbeit ist die Wechselwirkung von Form und Bewegung im Raum: Wie behauptet sich eine bestimmte Form/dreidimensionale Struktur gegen die Erdschwere, wie dehnt sie sich, wie krümmt sie sich und welche Schwingungen kann ich durch meine Bearbeitung „erwecken“.
Eine große technische Herausforderung besteht darin, wie ich eine bestimmte Form aus Metall herstellen, formen, wie ich sie vorspannen kann, damit sie der Schwerkraft „trotzen“ und ihre Schwingung entfalten kann. Dieser Prozess dauert lange und erfordert eine Menge Geduld. Oft muss ich für eine bestimmte Skulptur spezielle Werkzeuge entwickeln und bauen. Auch Kenntnisse über die Eigenschaften des Metalls sind wichtig, helfen mir, das zwar dehnbare aber zugleich sehr harte Material in die gewünschte Form zu bringen. Hochfeste Metalle haben ein Formgedächtnis, welches ich erst durch Überformen „löschen“ muss, damit die Skulptur formstabil wird.

Martin Willing