Camill Leberer

In meinen Arbeiten gibt es viele Gegensatzpaare: Linie und Fläche, offener und geschlossener Raum, durchsichtige und undurchsichtige Elemente, eckig und rund, glatt und rau, und viele andere. Und so gehe ich auch an das Material heran.
Ich finde er interessant, etwas damit zu tun, das nicht in diesem Material angelegt ist. Dass also etwa Glas, das eine trennende Funktion hat, auch gleichzeitig durchsichtig ist. Dass eine gebrochene Kante wie eine Linie ist. Dass ich das Metall beim Schleifen abhäute und so für das Licht empfänglich mache. Das sind unterschiedliche gegenläufige Bewegungen, die für mich wichtig sind, um einen Dialog herzustellen.

Camill Leberer im Gespräch mit Rasmus Kleine, BLICKWECHSEL 2010

Jürgen Paas

Jürgen Paas untersucht in seinem künstlerischen Werk die Funktion von Malerei, von Gedächtnis und von Komplexität. Dabei geht er immer ganz konkret vom Objekt des Bildes aus, das er – fast wie in einem Museum – untersucht, lagert, deponiert, vervielfältigt, archiviert und immer in Bezug auf die vorgefundenen Räume präsentiert.

Jürgen Paas distanziert sich in seinem Werk vom singulären Bild und arbeitet in Reihen, Verdichtungen, Ensemblen, Installationen oder thematisiert diese Vielgestaltigkeit in der Offenheit der einzelnen Bildkomposition.
(Dr. Gabriele Uelsberg, Rheinisches Landesmuseum Bonn (D) 2016)

 

Rita Rohlfing

In den letzten drei Jahrzehnten hat Rita Rohlfing ein gewaltiges Œuvre geschaffen. Peu à peu und in wohlüberlegten, logischen Schritten hat sie ihre traditionell in der Fläche angelegte Bildkunst auch in den dreidimensionalen Raum übertragen. Sie ist eine Künstlerin, die bei ihrer Präsentation mit den ihr vorgegeben Räumen und Architekturen spielt und es vermag, mit ihrer Kunst Täuschungen und ständig wechselnde visuelle Reize zu erzeugen.

So trifft man auf die sogenannten untitled spaces mit auf Aluminiumplatten gemalte Malereien mit einer kaum wahrnehmbaren porösen Oberflächenstruktur. Diese Arbeiten mit ihren extrem spitzen und stumpfen Winkeln scheinen wie auf der Wand zu schweben. Sie stehen im Dialog mit den color space objects, Wandobjekte aus mattiertem Acrylglas, in denen sich die Farbe im Inneren befindet. Diese wie jene Werke beeindrucken durch ein faszinierendes Zusammenspiel von stiller rationaler Strenge und zugleich irritierender Wirkung. Bei meiner Arbeit geht es um die Auflösung des Materiellen“, erläutert die Künstlerin. Gänzlich durchschauen kann man die Arbeiten von Rita Rohlfing nicht.

Diana Lenz-Weber | Auszug aus der Eröffnungsrede zu RITA ROHLFING – RETRO-PERSPEKTIVE im Gustav-Lübcke-Museum Hamm vom 15.05.2022

Reiner Seliger

Meine Kunst ist von Kindheitserfahrungen der Nachkriegszeit geprägt.

Die zerstörte Welt wieder aufbauen war seinerzeit allerorts zu sehen, und die Wiederverwendung zerbrochener Materialien ein Selbstverständnis. Von Recycling oder Upcycling war noch lange nicht die Rede.

Kinderaugen sahen das Desaster der Ruinen und Schuttberge durchaus als ästhetische Gebilde. Ruinen gehörten zum alltäglichen Bild und luden zum Spielen ein. Die Vielfalt und Buntheit der verschiedenen Materialien, insbesondere der Ziegelsteine gaben Anlass zum kreativen Tun. Was die Erwachsenen zweckorientiert  betrieben, imitierten Kinder mit ihrem kreativen Spiel. …