Suite Vollard

Die Suite Vollard bildet sowohl im graphischen Œvre als auch im Gesamtwerk Picassos einen Schwerpunkt von herausragender Bedeutung.

Auflage: 303  Exemplare

3 Folgen auf Pergament, von Picasso 1937 mit roter Tinte signiert und nummeriert

50 Folgen auf vergé de Montval mit breitem Rand und Wasserzeichen „Montval“

250 Folgen auf vergé de Montval mit schmalem Rand und Wasserzeichen „Montval“

Zwischen September 1930 und Juni 1936 waren 97 Radierungen entstanden, die später als „Suite Vollard“ zusammengefasst wurden. Picasso hatte hierfür entgegen einer weit verbreiteten Meinung keinen Auftrag des Pariser Kunsthändlers Ambroise Vollard erhalten, sondern hat diesem 1937 die Kupferplatten im Tausch gegen eine Reihe wichtiger Gemälde, die er für seine eigene Sammlung haben wollte, überlassen.

Um eine Folge von 100 Blättern anbieten zu können, wurde sie um 3 Portraits von Vollard ergänzt und im Jahr 1939 von Roger Lacourière in einer Auflage von 300 Exemplaren gedruckt. Vollard starb im Sommer dieses Jahres an den Folgen eines Autounfalls und konnte die Graphiken nicht mehr in den Handel bringen. Während des Krieges erwarb der Pariser Kunsthändler Henri Petiet nahezu die gesamte Auflage aus dem Nachlass und begann 1946 mit dem Verkauf. Zu diesem Zeitpunkt waren die Graphiken unsigniert, Picasso hat jedoch bis in die Mitte der 60er Jahre alle Arbeiten die ihm aus dieser Folge vorgelegt wurden bereitwillig mit seinem Namenszug versehen.

Die Blätter der Folge sind keinem bestimmten Thema zuzuordnen, wenngleich viele von ihnen in enger Verbindung zueinander stehen. Trotzdem können sie in zwei Hauptgruppen eingeteilt werden: „Das Studio des Bildhauers“ und „Der Minotauros“. Die Arbeiten zu dem erstgenannten Thema fallen in die Zeit von 1930 bis 1935, in der Picasso als Bildhauer in Boisgeloup arbeitete. Er zeigt sich hier als von Modellen und Statuen im klassischen Stil umgebenen Künstler.

Für die Darstellung seines persönlichen Konflikts zwischen triebhaft egoistischem Verlangen und fairem, zivilisiertem Verhalten greift Picasso die Figur des Minotauros auf. Diese Gestalt aus der antiken Mythologie vermag als Mischwesen, das halb Stier und halb Mann ist, diesen inneren Konflikt hervorragend zu symbolisieren. Seine Darstellungen unterscheiden sich aber grundlegend vom antiken Mythos, wo der Minotauros stets isoliert in seinem Labyrinth gefangen bleibt. Picasso stellt ihn wie ein Wesen dar, das  –  wie selbstverständlich  –  unter den Menschen lebt und sich wie ein Mensch verhält. Dementsprechend tritt der Minotauros in seinen Bildern als fröhlicher Zecher, charmanter Gesprächspartner oder zärtlicher Liebhaber auf, dessen Verhalten von seinen Partnerinnen erwidert wird. Aber der Minotauros lädt auch Schuld auf sich, indem er Frauen vergewaltigt und schwängert, wofür er stirbt oder als Blinder bzw. Geblendeter auf eine Insel verbannt wird.